Israel 2017: Heilige Orte, berührende Begegnungen und Zeitgeschehen

So viele griechisch-orthodoxe, römisch-katholische, armenische, koptische, abessinische und syrische Christen sieht man in Hamburg normalerweise nicht und nicht in einer Kirche. Auch die evangelisch-lutherische Kirche ist hier präsent, mit einer schönen, schlichten Kirche aus dem 19. Jahrhundert.

Wir sprachen mit Mitgliedern von Parents Circle, einer Organisation von Menschen, die durch den Nahostkonflikt nahe Angehörige verloren haben. Ben hat seine 20-jährige Tochter durch einen palästinensischen Selbstmordattentäter verloren. Moira trauert um ihren Mann, einen Palästinenser, der nach der gewaltsamen Eskalation einer Demonstration erschossen wurde. Ihre Botschaft: „Stellt euch nicht auf eine Seite, setzt euch für Versöhnung ein. Wenn wir das können, müssten es alle können.“

Und wir besuchten Yad Vashem, die nationale Gedenkstätte für den Holocaust. Für die Schilder aus der Zeit des Nationalsozialismus, die Juden diskriminierten, entrechteten, separierten, die Vernichtung vorbereiteten, brauchen deutsche Besucher und Besucherinnen keine Übersetzung, sie sind in der eigenen Sprache geschrieben. Die Zeugnisse der Vernichtung berührten und erschütterten uns. In der Halle der Namen sahen wir sechshundert Bilder: Kinder, Frauen und Männer, religiöse und säkulare Juden, fröhliche und ernste Gesichter, all diese Menschen sind nur deshalb umgebracht worden, weil sie Juden waren. Und hinter ihnen stehen jeweils 10.000 weitere Opfer.
 

"Israel is not just a conflict,
it’s a country." 
 

                             Thomas Friedman

In Yad Vashem: Waggon, mit dem Menschen in Konzentrationslager transportiert wurden

Mit David Witzthum, dem Journalisten und Historiker, diskutierten wir über die aktuelle gesellschaftliche Situation in Israel. In einer Synagoge sprachen wir mit einer Rabbinerin des Reformjudentums und mit einer Rabbinerin des konservativen Judentums und feierten mit der Gemeinde den Beginn des Shabbat. Wir sahen die Mauer, die Bethlehem und das palästinensische Autonomiegebiet von Israel trennt, und wir waren in der Geburtskirche Jesu. Von dem amerikanischen Journalisten Thomas Friedman stammen die Sätze: „Israel is not just a conflict, it’s a country. Alles dort ist so, wie man es sieht, und doch ist nichts wie es scheint.“ Das haben wir in diesen Tagen erlebt. Wir sind bereichert zurückgekehrt.

Prof. Dr. Ulrike Suhr

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